Fasziniert vom Faszientraining? Das kann der Fitnesstrend wirklich!

Fast jeder spricht neuerdings davon, aber was sind Faszien eigentlich und wie wirkt sich das Training aus? Wir klären Dich auf über Hintergründe, Trainingsmöglichkeiten und Wirkung des neuen Fitnesstrends!

 

Faszien: Überlebenswichtige Stütze für den Körper

Fasziengewebe ist nichts anderes als Bindegewebe – und das dürfte Dir vor allem als Frau ein Begriff sein. Schwaches Bindegewebe wurde lange nur mit Cellulite in Verbindung gebracht, nun sind sich Wissenschaftler und Mediziner einig, dass viel mehr dahinter steckt. Fasziengewebe sorgt nicht nur für Deine Körperform, es zieht sich auch wie ein feines Netz durch Deinen kompletten Body. Man unterscheidet dabei drei Gruppen von Faszien: oberflächliche, tiefe und viszerale. Jede Unterart hat ihre eigene Aufgabe. Oberflächliche Faszien sind dafür verantwortlich, dass Organe und andere Teile Deines Körpers an ihrem Platz bleiben. Gleichzeitig ist Fasziengewebe aber flexibel und erlaubt ständig zum Leben nötige Verschiebungen, was besonders eindrucksvoll bei einer Schwangerschaft deutlich wird. Obwohl fast alle Organe durch den Fötus von ihrem üblichen Platz verdrängt werden, sind sie weiterhin in ihrer Funktion unbeeinträchtigt, denn das viszerale Fasziengewebe umhüllt sie schützend. Auch die Bewegungen, die beim Atmen oder der Verdauung innerhalb Deines Körpers gemacht werden müssen, sind lediglich möglich, weil Faszienhäute beispielsweise Deine Organe schützen.

 

Erst durch das Gewebesystem der Faszien werden Bestandteile wie Knochen, Muskeln, Sehnen, Gefäße und Nerven zu einem Organismus verbunden. Außerdem dient das oberflächliche Gewebe als körpereigener Wasserspeicher, denn Faszien verfügen über eine ausgeprägte Wasserbindefähigkeit. Auch die Abwehrfunktion des Fasziengewebes solltest Du nicht unterschätzen. Fremdkörper haben es schwer, durch die Barriere zu gelangen, die die Faszienschicht darstellt. Und selbst wenn: sogenannte Fresszellen im Fasziengewebe lösen sowohl Mikroorganismen als auch Gewebetrümmer enzymatisch auf. Tiefe Faszien umschließen jeden Knochen, Muskel und alle Gelenke Deines Körpers. Sogar innerhalb eines Muskels ist wiederum jede einzelne Muskelfaser durch Faszien voneinander getrennt, damit nichts aneinander reibt. Bänder, Sehnen und Gelenkkapseln sind somit eigentlich dieser Faszienart zuzuordnen. Die tiefen Faszien sind schließlich mit einer Vielzahl von sensorischen Rezeptoren ausgestattet, wodurch sie auf chemische und mechanische Reize, aber auch auf Temperaturschwankungen reagieren können. Sie sind also praktisch ein Sinnesorgan! Im tiefen Fasziengewebe finden sich darüber hinaus alle peripheren Nervenenden mit dementsprechend vielen potentiellen Schmerzrezeptoren. Daher ist es eigentlich nur logisch, dass eine Beeinträchtigung des Fasziengewebes gesundheitliche Folgen hat, die über ein paar unschöne Dellen in der Haut hinausgehen.

 

Beeinträchtigte Faszien als Ursache zahlreicher Beschwerden

Übersetzt Du den Begriff Faszien aus dem Lateinischen, lautete ihr Name „Band“ beziehungsweise „Bündel“. Das rautenförmig angeordnete Bindegewebsnetzwerk besteht zum größten Teil aus Kollagenfasern, Wasser sowie unterschiedlichen Klebstoffen, Zucker und Eiweißen. Dadurch ist es extrem reißfest, aber auch flexibel. Verkleben sich die Faszienstränge, verlieren sie an Gleitfähigkeit und lassen sich nicht mehr reibungslos verschieben. Das kann zu undefinierbaren Schmerzen führen, denn wenn die Bewegung von beispielsweise Muskelfasern eingeschränkt ist, besteht unter anderem die Gefahr, dass durch diesen Gewebebereich führende Nerven gequetscht werden.

 

Aber wie kommt es überhaupt zum Verkleben von Faszien? Vereinfach gesagt: durch mangelnde Muskelbewegung! Warum? Durch das Fasziengewebe führen Lymphgefäße. Die Lymphe ist verantwortlich für den Transport von Nährstoffen in die Zellen sowie Stoffwechselabfallstoffen und Schadstoffen aus den Zellen. Unter den Stoffen, die in der Lymphflüssigkeit befördert werden, ist auch der Blutgerinnungsfaktor Fibrinogen. Da der Lymphfluss ausschließlich durch Muskelbewegung angeregt wird, wird die Tätigkeit empfindlich gestört, wenn nicht ausreichend Muskelaktivität vorliegt. Das Fibrinogen lagert sich durch den Lymphstau im Gewebe ab und wird dort zu Fibrin abgebaut. Fibrin als körpereigener Klebstoff wiederum hat eigentlich die Aufgabe, Wunden zu verschließen. Da keine vorhanden sind, verklebt es das umliegende Fasziengewebe. Besonders groß ist die Gefahr des Verklebens zum Beispiel, wenn Du unter länger anhaltenden Muskelverspannungen leidest. Bei Rückenschmerzen, deren Ursache nicht auf dem Röntgenbild oder MRT auszumachen ist, nehmen Forscher inzwischen an, dass ein Großteil durch Faszien beeinflusst wird.

 

Neben dem Verkleben von Faszien sind auch Verhärtungen ein Problem. Wie oben erwähnt, bestehen Faszien zu einem beachtlichen Teil aus Wasser. Bei älteren Menschen ist der Flüssigkeitsanteil im Körper wesentlich niedriger als bei jüngeren. Das macht sich auch im Fasziengewebe bemerkbar: Es verliert an Flexibilität, die Kollagenfasern verfestigen sich zunehmend. Dadurch verändert sich auch die Struktur des Gewebes, die Faszien beginnen durcheinander zu wachsen, verfilzen und verkleben in der Folge, was die Bewegungsmöglichkeiten einschränkt. Verhärtet sich das Ganze, hast Du zunehmend Schmerzen beim Beugen und Strecken der Gelenke. Und damit ist noch längst nicht Schluss, denn natürlich können auch alle anderen Bereiche, die von Faszienhäuten umschlossen sind, unter der Verhärtung leiden. Besonders dramatisch ist das bei den Organen, denn werden die Faszien hart, kommen Nährstoffe nicht mehr ausreichend hinein und auch die Blutzufuhr und somit die Sauerstoffversorgen wird erschwert. Gleichzeitig können Schadstoffe durch den verhärteten Faszienmantel nicht im nötigen Maße abtransportiert werden. Der Flüssigkeitsmangel in den Faszien wirkt sich also direkt auf die Lebenskraft unserer Organe aus!

 

Stress und einseitige Ernährung schaden den Faszien

Auch Stress spielt eine wichtige Rolle bei der Fasziengesundheit. Während kurzzeitige Stresszustände den Faszien erlauben, sich nach Anspannung wieder zu entspannen, ist Dauerstress auf längere Zeit schädlich. Ähnlich wie ein dauerbelastetes Gummiband verlieren sie letztlich ihre Flexibilität und verhärten. Schmerzen sind die Folge. Andersherum können sich auch unter Dauerspannung stehende Faszien auf Deine Psyche auswirken. Wer den Körper nicht entspannen kann, kommt nicht zur Ruhe – ein Teufelskreis!

Genauso negativ wirkt sich eine ungesunde Ernährung aus. Aminosäuren, also Eiweißbausteine, sind maßgeblich am Aufbau von Faszien beteiligt. Du solltest Deinem Körper also genug hochwertige Eiweiße zuführen, zum Beispiel durch Bohnen, Linsen oder Milchprodukte. Vitamin C als Bindeglied sollte ebenfalls nicht zu kurz kommen. Und da Bindegewebe zu etwa 70 Prozent aus Wasser besteht, versteht es sich von selbst, dass man ausreichend trinken muss, um es funktionstüchtig zu halten. Mindestens 1,5 Liter stilles Wasser pro Tag sind angeraten.

Wenn Du also einen stressigen Bürojob und nur wenig ausgleichende Bewegung hast, Dich nicht ausgewogen ernährst und zu wenig trinkst, dann bist Du der ideale Kandidat für Schmerzen im Nacken-, Rücken- und Schulterbereich. Sehr wahrscheinlich hast Du dann nämlich geschädigtes Fasziengewebe!

 

Fasziengesundheit durch Trainings und Massagen

Um Deine Faszien beweglich und geschmeidig zu halten, kannst Du so einiges tun. Und es ist (fast) nie zu spät! Solange noch keine vollständige Verklebung der Faszien vorliegt, kannst Du sie durch Massagen, Bewegung beziehungsweise gezielte Bewegungstherapien in der Regel wieder lösen. Inzwischen gibt es viele zertifizierte Fascial-Fitness-Trainer und Faszienspezialisten, die Dir weiterhelfen können. Bei einer Faszientherapie werden die verhärteten oder verklebten Areale lokalisiert und manuell aufgelöst. Immer beliebter wird auch die Faszienrolle. Nicht nur der Experte nutzt sie, es gibt die cleveren Schaumstoffrollen auch bereits in vielen Fitnessstudios und natürlich auch für den Heimgebrauch. Mithilfe einer Faszienrolle kannst Du in Eigenregie die Revitalisierung des Fasziengewebes anregen. Die Massage wirkt darüber hinaus auch entspannend.

 

Es braucht aber nicht unbedingt ein spezielles Faszientraining, um die Gesundheit des Bindegewebes zu gewährleisten. Workouts wie Pilates, Yoga, Qi Gong und Tai Chi sind perfekt, um das Fasziengewebe zu trainieren. Auch Trampolin-Springen ist ein tolles Faszientraining. Hier werden nicht nur alle großen Muskelgruppen angesprochen, es wirkt sich auch positiv auf Knorpel, Bandscheiben, das Herz-Kreislauf-System und Dein Immunsystem aus. Wichtig ist, dass Deine Übungen weiche, dynamische Dehnelemente und federnde Impulse enthalten. Dementsprechend ist sanftes Stretching eine super Sache, die Du möglichst auf den ganzen Körper ausweiten solltest. Statt Dich nur auf Deine Muskeln zu fokussieren, steht ein Ganzkörperfaszienstretching an.

 

Das Trainingskonzept Fascial Fitness basiert genau auf diesen Erkenntnissen. Ein gut durchdachtes Faszientraining kann leistungssteigernd wirken und bei der Verletzungsprophylaxe helfen. Kein Wunder, dass immer mehr speziell auf Faszien fokussierte Workouts auf den Markt kommen. Ob Übungen mit der Faszienrolle, Pilates-Bodymotion-Training, Bewegungstraining oder dynamisches Faszien-Yoga: Es gibt viele Wege, Faszien fit und beweglich zu halten. Faszientraining ist nicht nur im Trend, sondern Du kannst damit aktiv etwas für Dein Wohlbefinden tun!

 


Der Artikel zeigt, wie wichtig Faszien für unseren Körper sind und wie viele Beschwerden mit beeinträchtigtem Fasziengewebe einhergehen können. Gleichzeitig hast Du vielfältige Möglichkeiten, Deine Fasziengesundheit zu beeinflussen. Beginne also jetzt gleich mit Deinem persönlichen Faszientraining!

 

 

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